„Angepackt – Mit Kreativität Stadt machen!“

Das Netzwerk Stadtentwicklung in Hessen war zu Gast in Schlüchtern. Seit 2014 setzt die Stadt Schlüchtern im Programm Lebendige Zentren Projekte um, die sich sehen lassen können. Kreativität, Experimentierfreue und Mut sind hier gepaart mit außergewöhnlichem interdisziplinärem Teamgeist der Verantwortlichen. So entstehen Meilensteine der Stadtentwicklung, die ihre Wirkung über die Stadtgrenzen hinaus entfalten. Wie das funktioniert, konnten die 35 Gäste des Netzwerktreffens Ende Juli hier sehr anschaulich erfahren.

Herausforderung, Mut und Engagement – Rückblick und Ausblick zur Stadtentwicklung in Schlüchtern

Thomas Rau und Tobias Orth – die engagierten Mitarbeiter der Bau- und Liegenschaftsverwaltung Schlüchtern – gaben einen umfassenden Überblick über die Stadtentwicklung in Schlüchtern in den vergangenen zehn Jahren. Ein Leuchtturmprojekt in Schlüchtern ist die Nachnutzung der Fläche des ehemaligen Kaufhauses Langer. Die Stadt konnte das aus den 70er Jahren stammende Gebäude erwerben und mit Unterstützung von EFRE-Mitteln abreißen lassen, um die so entstandene neue Fläche einer neuen Nutzung zuzuführen. Hier entstehen nun neue Wohnungen mit Einzelhandelsgeschäften im Erdgeschoss und ein kleiner Stadtpark. Da die gewonnene Fläche auch sozialen Nutzungen zur Verfügung stehen soll, wurde hierfür das Kultur- und Begegnungszentrum KUBE gebaut. Das Gebäude dient der Bildungsförderung. Hier finden Sprachkurse, ehrenamtliche Seniorenberatung oder Ferienspiele statt. Highlight ist die „Bergwinkel-Zauberwelt“ in den oberen Geschossen und auf dem Dach, die Spiel und Spaß für Kinder und Familien bieten. „Wir denken uns das nicht alleine aus, sondern im Team“ – so die städtischen Vertreter, die auch die wichtige Rolle der lokalen Partnerschaft und der Stadtgesellschaft sehr hervorhoben. Das KUBE wurde aus dem Investitionspakt Soziale Integration im Quartier und dem Programm Lebendige Zentren gefördert.

Erfolgsbrille teilen – Gudensberg in der Mitte der Umsetzung

Dr. Eberhardt Kettlitz ist Koordinator für kommunale Entwicklungspolitik in der nordhessischen, mittelalterlich geprägten Stadt Gudensberg, die seit 2018 im Programm Lebendige Zentren beispielgebende Projekte umsetzt. Eines dieser guten Beispiele ist das „G1“ – das Kommunikations- und Begegnungszentrum –, das aus einem leerstehenden Supermarkt entstanden ist. Für viele Vereine sollte das Raumproblem gelöst werden und auch hier hat sich das Projekt in einem Prozess entwickelt. Nachdem verschiedene Ideen geprüft und auch wieder verworfen wurden, gelang es schlussendlich, die Bausubstanz des Leerstands so genial zu einem Begegnungszentrum umzubauen. Aber nicht nur die bauliche Lösung mit der nachhaltigen energiesparenden Bauweise ist perfekt – auch die soziale Komponente lädt zum Nachahmen ein. Dadurch, dass die Räumlichkeiten über einen Buchungsportal ALLEN Vereinen gleichrangig zur Verfügung stehen, entsteht ein „Nutzermix“ im Gebäude, der dazu führt, dass Menschen miteinander in Kontakt kommen, die sich sonst gar nicht begegnet wären. „Gegenüber einem klassischen Vereinsheim ist es hier eher wie in einem ‚Hotel‘“ beschrieb Herr Dr. Kettlitz die besondere soziale Wirkung des Projekts. Die Begegnungen von Koch- und Musikgruppen führten zum Beispiel zur Gründung eines neuen Männerkochklubs. Das Projekt wurde aus dem Investitionspakt Soziale Integration im Quartier und dem Programm Lebendige Zentren gefördert.

Die Netzwerkmitglieder besichtigten auf einem Rundgang den Stadtpark bei der Stadthalle, das fliegende Künstlerzimmer auf dem Hof der Stadtschule, das neue Kultur- und Begegnungszentrum KUBE, die Baustelle der Neuen Mitte, die ehemalige Synagoge und den neu gestalteten Stadtplatz, auf dem nach umfangreicher Bürgerbeteiligung ein Soccer-Feld und ein Wasserspiel Platz gefunden haben. In lebhaften Diskussionen tauschten sich die Gäste mit den Projektverantwortlichen aus. So konnten viele Erfahrungen und Tipps, die zum Gelingen solch kreativer und ansprechender Projekte beitragen, weitergegeben werden.

Deutlich wurde, dass die Tätigkeiten der engagierten kommunalen Projektmanager in keiner Stellenbeschreibung zu finden sind. Dass vielmehr in den Entwicklungsprozessen der Projekte dazugelernt wird. „Wir brauchen Personal und Freiräume“ um die Projekte kreativ zu entwickeln „Wir können Berührungsängste meistern, wenn wir Schubladendenken über Bord werfen.“ Mit diesem Zitat der Gastgeber aus Schlüchtern konnten die Teilnehmenden für mehr Kreativität in der Stadtentwicklung motiviert werden.

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