Energiemonitoringbericht 2020 veröffentlicht

Al-Wazir: „Erneuerbare überholen konventionelle Energien bei der Stromerzeugung“

© Sebastian Ganso / pixabay.com

Erstmals tragen erneuerbare Energien zu mehr als 50 Prozent zur hessischen Stromerzeugung bei und überholen damit die konventionellen Energieträger. Den größten Beitrag unter den Erneuerbaren lieferte 2019 die Windenergie mit 52 Prozent. Dies teilte Wirtschafts- und Energieminister Tarek Al-Wazir am Montag anlässlich der Veröffentlichung des Energiemonitoringberichts 2020 in Wiesbaden mit. Das Monitoring bietet einen umfassenden Überblick zur Entwicklung der erneuerbaren Energien in Hessen. Die Daten stammen aus dem Jahr 2019 und wurden im Verlauf des Jahres 2020 ausgewertet.

Ein Viertel des hessischen Stromverbrauchs aus hessischen Erneuerbaren

„Der aktuelle Energiemonitoringbericht dokumentiert, wie wichtig die Erneuerbaren Energien in Hessen inzwischen sind – nicht nur für die Stromerzeugung, sondern auch für den Stromverbrauch. Wir sind traditionell ein Bundesland, das nicht seinen ganzen Stromverbrauch selbst produziert. Allerdings sorgt jedes Windrad und jede Photovoltaikanlage in Hessen dafür, dass kein Strom aus anderen Bundesländern bezogen werden muss, sondern sauberer Strom aus Hessen kommt – inzwischen mehr als die Hälfte der hessischen Stromerzeugung“, sagte Minister Al-Wazir und betonte: „Wir haben im Jahr 2019 unser Ziel erreicht, den Anteil der in Hessen erzeugten erneuerbaren Energien am hessischen Stromverbrauch seit 2013 zu verdoppeln: Der Anteil der hessischen Erneuerbaren am Bruttostromverbrauch liegt bei 25 Prozent. Die Energiewende in Hessen kommt gut voran. Wir dürfen uns aber nicht ausruhen. Denn die positive Entwicklung ist in erster Linie auf den starken Windenergiezubau in den Jahren vor 2019 zurückzuführen. Im vergangenen Jahr gab es einen regelrechten Einbruch.“

Wind-Zubau 2019 eingebrochen, Photovoltaik legt weiter zu

2019 wurden in Hessen lediglich vier Windenergieanlagen mit einer installierten Leistung von 13,8 Megawatt (MW) in Betrieb genommen. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 waren es noch 76 Anlagen mit 232 MW. Im ersten Halbjahr 2020 wurden allerdings wieder bereits 18 Anlagen mit 58,1 MW installiert. „Noch reichen die Zubauzahlen nicht an die Jahre vorher heran, aber der Trend geht in die richtige Richtung“, so Al-Wazir. „Umso wichtiger ist, dass sich der Ausbau der Photovoltaik so positiv entwickelt.“ 2019 wurden 6.379 Anlagen mit einer installierten Leistung von 146,9 MW in Betrieb genommen. Auch im ersten Halbjahr 2020 wurden bereits 105,8 MW installiert.

Erneuerbare legen auch bei Wärme zu, Verkehr konstant

Neben dem deutlichen Zuwachs bei der erneuerbaren Stromerzeugung steigt auch der Beitrag der Erneuerbaren zur Wärmeerzeugung, und zwar um 3,4 Prozent auf 11 Terawattstunden (TWh). Biogene Feststoffe wie Scheitholz und Pellets haben hier den größten Anteil von mehr als 70 Prozent. Der Verbrauch erneuerbarer Kraftstoffe blieb 2019 hingegen auf Vorjahresniveau. Über alle Bereiche (Strom, Wärme, Verkehr) betrachtet, stieg der Beitrag der Erneuerbaren zum Endenergieverbrauch um insgesamt 4,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Energieverbrauch leicht gestiegen

Insgesamt ist der Endenergieverbrauch in Hessen nach einer ersten Schätzung im Jahr 2019 um 1,5 Prozent auf 805,9 Petajoule (PJ) gestiegen. Das liegt vor allem an der kühleren Winterwitterung im Vergleich zum Vorjahr. Daher sind bei den privaten Haushalten und im Sektor Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (GHD) steigende Verbräuche aufgrund des höheren Heizbedarfs zu verzeichnen. Um Witterungseffekte bereinigt, blieb der Energieverbrauch ungefähr auf Vorjahresniveau. Die temperaturbereinigte Endenergieproduktivität ist 2019 um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen und liegt damit über dem langjährigen Mittelwert (ab 2000) von 1,1 Prozent.

Weiteres Wachstum bei E-Autos

Deutlich gewachsen ist die Zahl der in Hessen zugelassenen Elektrofahrzeuge: Anfang 2020 waren 48.245 Hybridmodelle (+ 64,4 Prozent) und 10.670 reine Elektroautos (+ 61,2 Prozent) auf hessischen Straßen unterwegs. Ebenfalls deutlich erhöht hat sich die Zahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte für Elektrofahrzeuge um 18 Prozent auf insgesamt 1.866 zum 31. Mai 2020.

„Die Elektrifizierung des Verkehrs ist notwendig, wird aber auch zu einem steigenden Stromverbrauch führen. Umso wichtiger ist der Ausbau der Erneuerbaren Energien: mehr Strom, aber klimaneutral. Das ist aber nur das eine. Das andere ist die Energieeffizienz: Denn die beste Energie ist die, die nicht verbraucht wird“, so Minister Al-Wazir. Für die Nutzung in Gebäuden wurden in Hessen 2019 insgesamt 244 PJ an Energie verbraucht. Das entspricht rund 30 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs. Das Ziel sei daher, so Al-Wazir, die Sanierungsquote von Gebäuden in Hessen bis 2025 von ein auf zwei Prozent pro Jahr zu verdoppeln. Derzeit werde gemeinsam mit der Landesenergieagentur Hessen ein Sonderprogramm zur Modernisierung von Wohngebäuden vorbereitet.

Hessen erhöht Ausgaben für Energieforschung

Um 50 Prozent hat Hessen die Mittel für die nichtnukleare Energieforschung im Jahr 2019 erhöht. Das Volumen wuchs um knapp 5 Mio. Euro auf rund 15 Mio. Euro. Mit 6,6 Mio. Euro entfielen mehr als 40 Prozent auf Projekte zur Energieeffizienz im Verkehr (inkl. E-Mobilität). Vorhaben im Bereich Energieeffizienz in Gebäuden wurden mit 4,4 Mio. Euro gefördert.

Zum inzwischen sechsten Mal legt das Wirtschafts- und Energieministerium den Energiemonitoringbericht vor. Darin wird umfassend über alle Teilbereiche der Energiewende berichtet: erneuerbare Energien, Energieverbrauch, Netzausbau und Versorgungssicherheit, Verkehr, CO2- und Treibhausgasemissionen sowie gesamtwirtschaftliche Effekte der Energiewende.

Hier geht es zum Energiemonitoringbericht 2020.

Eine Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen