Wie geht emissionsfreier Busverkehr?

Wasserstoffbus-Workshop bringt Nahverkehrsexperten an einen Tisch

Was macht Städte lebenswerter? Weniger Emissionen und mehr ÖPNV. Denn wo heute noch dieselgetriebene Busse rollen, könnten bald leise und reichweitenstarke Brennstoffzellenbusse fahren.

Zahlreiche Kommunen, Busunternehmen und Verkehrsverbünde sehen sich gerade einer tiefgreifenden Herausforderung gegenüber: der Dekarbonisierung des Busverkehrs. Darüber, wie diese Herausforderung gemeistert werden kann, tauschen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops „Brennstoffzellenbusse und ihre Wasserstoffinfrastruktur“ heute, am 7. Oktober in der Alten Färberei im Industriepark Höchst unter der Moderation der LEA LandesEnergieAgentur Hessen GmbH (LEA Hessen) aus. „Wasserstoffbusse bieten sich als emissionsfreie Alternative für große Strecken an“ sagt Dr. Karsten McGovern, Geschäftsführer der LEA Hessen. „Mit erneuerbar erzeugtem Wasserstoff wird dann auch das Klima geschützt. Daher ist es gut, dass die Praxistauglichkeit durch die Werksbuslinien in Höchst schon seit einigen Jahren bewiesen wird.“

Der Markt für Brennstoffzellenfahrzeuge wächst

Nicht nur in Höchst fahren Fahrzeuge mit Wasserstoff (H2)-betriebenen Brennstoffzellen. Auf dem Workshop können sich die Teilnehmenden auch einen der neuen Caetano-Busse (aus der Serie H2.City Gold) der ESWE Verkehrsgesellschaft mbH (ESWE Verkehr) ansehen, die zu einer der fünf Säulen des elektrifizierten Stadtverkehrs der Landeshauptstadt Wiesbaden gehören und dort seit kurzem zum Einsatz kommen. Dr. Frank Koch von der EE Energy Engineers GmbH und Koordinator des Deutschen Brennstoffzellenbus-Clusters berichtet: „Auf dem Markt herrscht heute eine komplett andere Situation als vor fünf Jahren. Die Hersteller haben gemerkt, dass der Bedarf an technisch ausgereiften Wasserstoffbussen in Zukunft drastisch steigen wird, und liefern deshalb jetzt entsprechende Lösungen.“ Dementsprechend einfacher wird es für Verkehrsunternehmen und -verbünde, die Umstellung zu schaffen. „Die Wiesbadener ESWE Verkehr hat beispielsweise bereits viele Erfahrungen gesammelt, von denen weitere Akteure später profitieren können“, erläutert Dr. Frank Koch. „Mit einem umfassenden Wissensaustausch, wie wir ihn im Cluster realisieren, lassen sich auch die Herausforderungen, die über die Beschaffung hinaus auf die Betreiber warten, besser bewältigen.“ So ist auch die Bereitstellung einer passenden Tankstelleninfrastruktur und die Fortbildung der technischen Mitarbeitenden für Wartung und Instandhaltung der technisch stark unterschiedlichen Antriebsmodelle elementar für den langfristigen Erfolg von Brennstoffzellenbussen. Deshalb stellten sich nicht nur Bushersteller und -umrüster, sondern auch Tankstellenplaner, -hersteller und -betreiber auf dem Workshop der LEA vor.

Verkehrsinnovation auch im ländlichen Raum

Auch der Rhein-Main Verkehrsverbund (RMV) als größter hessischer Verkehrsverbund beschäftigt sich damit, wie seine Busflotte emissionsfrei werden kann. „Besonders im ländlichen Raum kann die Brennstoffzelle ihre Vorteile ausspielen“, sagt Torsten Schmidt von der RMV-Tochter Fahrzeugmanagement Region Frankfurt RheinMain GmbH (fahma). „Sie lassen sich sehr schnell betanken und haben mit Reichweiten von bis zu 400 Kilometern Reichweiten- und Flexibilitätsvorteile gegenüber reinen batterieelektrischen Fahrzeugen.“ Deshalb startet die fahma zum Sommer 2022 einen Testbetrieb zweier Brennstoffzellenbusse im Landkreis Gießen. Torsten Schmidt: „Die ‚Lernwerkstatt Brennstoffzellenbusse im Landkreis Gießen‘ ist eine Investition in die klimafreundliche Zukunft. Umso mehr freuen wir uns, dass das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen uns dabei mit 416.000 Euro unterstützt.“ Frank Koch und Torsten Schmidt sind sich einig: Es liegen viele Herausforderungen vor Verkehrsverbünden, Aufgabenträgern, Verkehrsgesellschaften und Omnibusbetreibern – aber mit einem leistungsstarken Netzwerk und Veranstaltungen wie dem H2-Bus-Workshop der LEA Hessen können sie überwunden werden.