Studie zur Klimaanpassung in Hessen

Technische Universität Darmstadt und Institut Wohnen und Umwelt veröffentlichen Ergebnisbericht "Die Verbreitung kommunaler Klimaanpassungspolitik in Hessen: Bestandsaufnahme und Perspektiven".

Den Stand der Klimaanpassungspolitik in den hessischen Kommunen untersuchten Forscher der TU Darmstadt und des Instituts Wohnen und Umwelt. Zudem gingen sie der Frage nach, wie Anpassungsmaßnahmen weiterverbreitet und Kommunen besser unterstützt werden können. Ihre Ergebnisse haben sie kürzlich in einem Bericht veröffentlicht. Das Forschungsprojekt unterstützt haben auch das Hessische Umweltministerium, die kommunalen Spitzenverbände Hessens und das Klima-Bündnis.

Die Verwaltungen und Bürger*innen in den hessischen Kommunen nehmen einen großen und wachsenden Handlungsbedarf in der Anpassung an den Klimawandel wahr. Neben dem Klimaschutz ist somit mittlerweile auch die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels, der etwa durch Extremwetter wie Starkniederschläge oder Hitzewellen und damit Beeinträchtigungen der Gesundheit von Bürger*innen spürbar ist, als wichtiges Thema in den Städten und Gemeinden angekommen. Dies ist ein zentraler Befund des Ergebnisberichts „Die Verbreitung kommunaler Klimaanpassungspolitik in Hessen“, den Wissenschaftler*innen der TU Darmstadt und des Instituts Wohnen und Umwelt (IWU) Ende 2022 veröffentlicht haben.

Viele hessische Kommunen ergreifen bereits zahlreiche Maßnahmen, um sich an den Klimawandel und seine Auswirkungen wie etwa zunehmende Extremwetterereignisse anzupassen und die Lebensqualität der Bürger*innen langfristig zu sichern. Vor allem engagieren sie sich im ökologischen Hochwasserschutz bzw. schaffen Retentionsflächen – hier ist der Begriff „Schwammstadt“ kennzeichnend –, investieren daneben in die Wärmedämmung von Gebäuden oder pflanzen klimaangepasste Baumarten. Das zeigen die zwischen November 2020 und Januar 2021 erhobenen Umfragedaten aus über der Hälfte aller hessischen Kommunen. „Die Bestandsaufnahme zeigt, dass bereits viele Kommunen – sowohl große als auch kleinere – vielfältige Anpassungsmaßnahmen verfolgen“, fasst Professor Kai Schulze von der TU Darmstadt die Hauptergebnisse des Forschungsprojekts zusammen. „Dennoch gibt es wichtige Entwicklungspotenziale, da bislang nur die wenigsten Kommunen über eine detaillierte Anpassungsstrategie verfügen. Solche Strategien sind aber wichtig, um die vielfältigen Handlungsbereiche in der Klimaanpassung zu verknüpfen und zu koordinieren“, so Politikwissenschaftler Schulze weiter.

Extremwetterereignisse können kommunales Engagement auslösen

Die Motivationen der hessischen Kommunen, sich in der Klimaanpassung zu engagieren, sind ebenfalls sehr vielfältig. So gaben 93 % an, vergangene Extremwetterereignisse seien wichtig gewesen, um in der Klimaanpassung aktiv zu werden. In den von März bis August 2022 durchgeführten vertiefenden Interviews zeigte sich insbesondere, dass die Flutereignisse im Ahrtal aus dem Sommer 2021 das Thema Klimaanpassung verstärkt auf die kommunale Agenda gebracht haben. Wichtig ist den hessischen Kommunen aber auch, durch die Klimaanpassung die Lebensqualität und Attraktivität der Kommune zu verbessern sowie mit gutem Beispiel voranzugehen.

„Bei den Faktoren, die die kommunale Klimaanpassung behindern, geht es vor allem um fehlende personelle und finanzielle Ressourcen. Insbesondere kleinere Kommunen haben oft Schwierigkeiten, die komplexen Aufgaben der Klimaanpassung mit den bestehenden Ressourcen zu bewältigen“, beschreibt IWU-Wissenschaftler Dr. Jonas Schönefeld die Herausforderungen in diesem Bereich. Auch gegensätzliche Interessen, kommunalpolitische Probleme, unklare Zuständigkeiten und Unsicherheiten über die Klimawandelfolgen spielen laut der Studienergebnisse eine Rolle.

Förderprogramme und Netzwerke helfen Kommunen bei der Anpassung

Die Projektdaten zeigen, dass bestehende Unterstützungsmöglichkeiten wie Fördermittel und Informationsangebote des Landes Hessen, des Bundes und teilweise auch der EU gut angenommen werden und mit einer ambitionierteren Anpassungspolitik in Zusammenhang stehen. Ebenso engagieren sich viele Kommunen in Klimanetzwerken wie den hessischen „Klima-Kommunen“ oder beim in Frankfurt a. M. ansässigen „Klima-Bündnis“.

Wie können Kommunen bei der Klimaanpassung noch besser unterstützt werden, fragten die Wissenschaftler*innen mit Blick auf bestehende Lücken und Herausforderungen. Hier seien zum Beispiel eine Vereinfachung der Antragsverfahren für die finanzielle Förderung wichtig, vor allem für kleinere Kommunen. „Eine effektive Anpassung an den Klimawandel erfordert zudem ein produktives Zusammenspiel von EU, Bund, Ländern, Landkreisen und Kommunen sowie weiteren Akteuren“, konstatieren die Autoren. Letztendlich brauche es in vielen Kommunen allerdings zusätzliche Ressourcen, daher dürfe unter Berücksichtigung angespannter kommunaler Haushaltslagen auch „über eine mögliche kommunale Pflichtaufgabe Klimaschutz und Klimaanpassung nachgedacht werden“, schlagen sie vor.

Der Ergebnisbericht „Die Verbreitung kommunaler Klimaanpassungspolitik in Hessen: Bestandsaufnahme und Perspektiven“, steht zum Download zur Verfügung.

Das Forschungsprojekt „Kommunale Klimaanpassung im Vergleich – Die Diffusion von Politikinnovationen“ wurde von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert. Das Hessische Umweltministerium, der Hessische Städte- und Gemeindebund, der Hessische Städtetag und das Klima-Bündnis unterstützen die Erstellung und Durchführung der Umfrage.

Kontakt:
apl. Prof. Dr. Kai Schulze
Tel.: 06151/16-57340
schulze@pg.tu-darmstadt.de
Technische Universität Darmstadt
Institut für Politikwissenschaft
Dolivostr. 15
64293 Darmstadt
www.politikwissenschaft.tu-darmstadt.de

Dr. Jonas Schönefeld
Tel.: 06151/2904-38
j.schoenefeld@iwu.de

v.i.S.d.P.:
Dr.-Ing. Monika Meyer
Geschäftsführerin
Tel.: 06151/2904-62
m.meyer@iwu.de
Institut Wohnen und Umwelt GmbH
Forschungseinrichtung des Landes Hessen
und der Stadt Darmstadt
Rheinstraße 65
64295 Darmstadt
www.iwu.de

Die Technische Universität Darmstadt und das Institut für Wohnen und Umwelt sind Mitglied bei House of Energy e.V.