Netzwerktreffen „Nicht neu, aber neu gedacht! Transformation beginnt im Bestand!“
Inspirierende Vorträge im Rahmen der Veranstaltung des Netzwerks Nachhaltige Stadtentwicklung im umgebauten Hallenbad Ost in Kassel

- Wie gelingt Transformation?
- Warum ist es wichtiger denn je, sich mit den Potenzialen, die der Bestand bietet, auseinanderzusetzen?
- Wie lassen sich Hürden nehmen und Kritiker überzeugen, wenn doch viele Menschen Veränderungen als unbequem empfinden?
Mit diesen und vielen anderen Fragen rund um das Thema „Nicht neu, aber neu gedacht! Transformation beginnt im Bestand“ haben sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des diesjährigen Netzwerktreffens des Netzwerks Nachhaltige Stadtentwicklung in Kassel auseinandergesetzt.
Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter von Kommunen, Planungs- und Architekturbüros, Behörden und interessierte Gäste sind am 23. Oktober im Hallenbad Ost zusammengekommen. Der Ort allein schon ist ein Paradebeispiel dafür, welche Potenziale im Bestand schlummern: Das ehemalige Schwimmbad im Stadtteil Bettenhausen bietet nach dem Umbau Raum für Events aller Art und beherbergt Büros und Arztpraxen. Neben inspirierenden Vorträgen gab es für die Teilnehmenden reichlich Zeit, miteinander ins Gespräch zu kommen und wertvolle Kontakte zu knüpfen.
Julia Jaentsch, die Leiterin des Kasseler Stadtplanungsamts, begrüßte zum Auftakt die rund 120 Gäste im Hallenbad Ost und gab einen Vorgeschmack auf die Projekte, die sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf dem Rundgang am Nachmittag ansehen konnten. Die Stadt Kassel stellt sich der Aufgabe der Transformation des Bestandes und macht anderen Städten und Gemeinden Mut, dies auch zu tun.
In ihrem Impuls „Mehr als Räume“ machte die Moderatorin Kristina Oldenburg deutlich, dass eine gelungene Transformation auch immer nach dem Zusammenspiel aller Akteure verlangt. Die von ihr mitgebrachten Beispiele zeigten eindrucksvoll, dass vieles möglich sein kann, wenn die unterschiedlichen Beteiligten ihren Beitrag für die gemeinsame Sache leisten.
Transformationsberaterin Stella Schaller stellte dar, warum uns oft schwerfällt, die Bereitschaft zur Veränderung aufzubringen. Sie zeigte aber auch, dass es sich lohnt, wenn unser Alltag auch häufig von negativen Zukunftsnarrativen geprägt ist. Ein optimistisches Mindset und das Trainieren der eigenen Vorstellungskraftsind das, was wir brauchen, um die Bereitschaft, sich Veränderungsprozessen zu stellen, zu fördern. Eine Gedankenreise zum Training der eigenen Vorstellungskraft machte das von ihr Gesagte für jede und jeden erfahrbar.
„Das Reden über Probleme schafft Probleme. Das Reden über Lösungen schafft Lösungen.“
Im Anschluss widmete sich Professor Stefan Rettich von der Universität Kassel der Frage, inwieweit aktuelle Megatrends die Entwicklung von Stadträumen und Gebäuden beeinflussen. Er veranschaulichte, dass obsolet gewordene Gebäude und Infrastrukturen eine besondere Chance für die Stadtentwicklung darstellen und mit ihnen neue Impulse für die Weiterentwicklung gesetzt werden können.
Am Nachmittag stellten Dr. Jennifer Schulz von der Universität Potsdam und Projektkoordinatorin Antonia Hille das Projekt Urbane Waldgärten vor. In Berlin und Kassel entstehen drei Waldgärten als städtische Grünflächen, in denen modellhaft eine naturnahe und langfristige Form des Urban Gardening erprobt wird. Basierend auf einem breiten Beteiligungsprozess werden die Waldgärten mit fachlicher Unterstützung gemeinschaftlich geplant und betrieben. Auch dies ein Beispiel einer gelungenen Transformation mit viel Potenzial zum Nachahmen.
Hans-Georg Weishaar präsentierte im Anschluss die Idee hinter der Bauteilbörse Kassel. Ziel dieses Projektes ist es, durch die Wiederverwendung von Bauteilen und Baumaterialien den CO2-Fußabdruck der Stadt erheblich zu senken und somit aktiv zum Klimaschutz beizutragen. Ressourcen schonen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung par excellence.
Im Rahmen eines Rundgangs im Kasseler Stadtteil Bettenhausen wurden fünf weitere Transformations-Projekte vorgestellt. Annette Spielmeyer vom Stadtplanungsamt Kassel und Clemens Exner von der ProjektStadt / Nassauischen Heimstätte führten durch den Stadtteil Bettenhausen und präsentierten der Gruppe hochaktuelle Transformationsprojekte der Stadt: Beginnend mit dem Hallenbad ging es weiter zum ehemaligen Hochbunker Agathof, in dem ein Kulturzentrum entsteht, das den sozialen Zusammenhalt im Stadtteil stärken wird. In unmittelbarer Umgebung des Hochbunkers befinden sich bereits ein Stadtteilzentrum und ein Mehrgenerationenplatz. Auf dem Weg blieb Zeit für einen Besuch auf dem ehemaligen Salzmann-Areal, das zukünftig Flächen für Nahversorgung und Wohnen bereithalten wird. In diese eindrucksvollen Zeitzeugen der Industriegeschichte wird in den kommenden Jahren neues Leben einziehen. Zu guter Letzt wurde die Kunigundis-Kirche besucht. Die Umnutzung kirchlicher Liegenschaften hat in den vergangenen Jahren mehr und mehr an Bedeutung gewonnen. Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass auch im Bereich der kirchlichen Immobilien Potenziale zu sehen sind.
Preisverleihung Wettbewerb der Landesinitiative Baukultur in Hessen
Im Anschluss an das Netzwerktreffen fand am Nachmittag die Auszeichnung des Landespreises Baukultur „ZUSAMMEN UmGEBAUT“ statt. Unter dem Motto „Gute Räume für sozialen Zusammenhalt“ wurden insgesamt fünf Preisträger für ihre Projekte ausgezeichnet. Nach der Begrüßung durch den Kasseler Oberbürgermeister Dr. Sven Schoeller, übergab Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori die Auszeichnungen an die Projektbeteiligten, die mit ihren Maßnahmen einen besonderen Wert für den sozialen Zusammenhalt erreichen konnten.
Die ausgezeichneten Projekte sind:
- G1 - Sozial-Integratives Kommunikations- und Begegnungszentrum, Gudensberg
- Dorftreffpunkt Niemeyerhaus, Wildeck-Hönebach
- Elf-Apostelhaus / Judenschule, Quartiers- & Nachbarschaftszentrum, Tann (Rhön)
- Sanierung der Stadthalle, Hattersheim am Main
- Hochbunker Agathof – vom Bunker zum Kulturzentrum, Kassel-Bettenhausen
Die Projekte wurden jeweils von Laudatorinnen und Laudatoren präsentiert. Allesamt ebenfalls Beispiele einer gelungenen Transformation des Bestandes. So führte die Preisverleihung mit den ausgezeichneten Projekten das Netzwerktreffen inhaltlich mit weiteren guten Beispielen fort.
Fazit:
Sowohl die Vorträge als auch die vorgestellten Projekte haben gezeigt: Transformation ist nicht aufzuhalten. Und die Transformation des Bestandes ist eine große Chance – verlangt aber auch, mit Hilfe der eigenen Vorstellungskraft den Mut aufzubringen, abseits der gewohnten Pfade nach neuen Lösungen zu suchen. Transformation ist immer auch eine gemeinschaftliche Aufgabe und nie die von einzelnen Akteurinnen und Akteuren, auch wenn der ein oder andere Kritiker erst von der guten Sache überzeugt werden will.
Die vielen positiven Rückmeldungen am Tag der Veranstaltung und im Nachgang haben uns wieder einmal gezeigt, dass der Austausch der Netzwerkmitglieder untereinander immens wichtig ist. Gerade für die Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen der Städtebauförderung, die mitten in Transformationsprozessen stecken, sind Beispiele und Berichte der Macher hinter den Projekten hilfreich für die eigene Arbeit vor Ort. Wenn man auch nie ein Projekt eins zu eins auf einen anderen Standort übertragen kann, so können Prozesse und Vorgehensweisen anderer Städte und Gemeinden häufig eine Richtung hin zu Lösungen für die eigenen Schwierigkeiten aufzeigen.
Ausführliche Informationen zu der Veranstaltung und zum Netzwerk Nachhaltige Stadtentwicklung stehen für Sie bereit unter Nachhaltige Stadtentwicklung in Hessen
Weitere Informationen zum Landespreis Baukultur „ZUSAMMEN UmGEBAUT“ unter dem Motto „Gute Räume für sozialen Zusammenhalt“ und zur Landesinitiative +Baukultur in Hessen finden Sie hier: Baukultur Hessen - Baukultur Hessen





